Du bist, was Du isst …

Darf ich vorstellen – mein Vergangenheits-Ich:

Mrs. Fertiglasagne.

Verheiratet mit Mr. Tiefkühlpizza.

Mitte zwanzig, mit beiden Beinen im Leben stehend. Den ersten Vollzeitjob nach dem Studium ergattert. Lange Arbeitstage, unregelmäßige Schichten, Wochenenden, die durchgearbeitet werden. Freitagabende werden damit verbracht, den Schreibtisch des Chefs aufzuräumen.

Mit ihm zusammen.

Dafür steht ein romantischer Abend zu zweit mit einem leckeren, gesunden Essen selbstverständlich hinten an. Dinner-Reservierung im Restaurant wird gecancelt. Was nun tun gegen den Hunger? Den großen Hunger, denn man hat sich ja den ganzen Tag auf das Abendessen gefreut und deshalb extra wenig gegessen.

Die Schreibtischschublade wird geöffnet und eine Packung Kekse wird entnommen. Ach, die Chips sind ja eh schon offen, die werden gleich daneben auf den Schreibtisch gelegt. Eine Tüte Kirschen von Haribo? Wunderbar, das lockert den Geschmack etwas auf, dann kann man in kurzer Zeit mehr davon essen. Noch ein paar Merci-Riegel, die ein zufriedener Kunde dagelassen hat, und fertig ist das Abendessen. Improvisiert, denn darum geht es ja schließlich in der heutigen Zeit. Im Arbeitsalltag, im Familienalltag. Eigentlich überall.

Anderer Abend, andere Situation. Die Schicht meines Mannes ist nicht pünktlich, wie erhofft, um 17 Uhr zu Ende. Zuhause angekommen ist es nach 23 Uhr. Bärenhunger, aber nur die Aussicht auf eine kurze Nacht, denn um 5.30 Uhr klingelt der Wecker schon wieder. Was jetzt noch essen? Was macht wenig Arbeit? Ach, die Truhe ist doch voll mit Pizza. Und mein Mann hat sogar die Auswahl zwischen Salami, Funghi, 4-Käse und Pasta. Pizza Pasta, sowas kann sich auch nur Dr. Oetker einfallen lassen … Die Wahl fällt auf Salami – aber sie muss selbstverständlich ‚gepimpt‘ werden. Mit frischen Champignons und extra Käse, ist doch fast wie selbstgekocht.

Längere Autofahrten quer durch Deutschland, die Familie lebt weit verstreut. Was nehmen wir zu Essen mit? Brauchen wir uns doch nicht drum zu kümmern, wozu gibt es Tankstellen und Autobahnraststätten? Beim ersten Tanken wird eine Tüte Frösche mitgenommen. Damit das Fahren nicht so langweilig ist und man der Müdigkeit entgegenwirkt. Schließlich haben wir beide bereits einen vollen Arbeitstag hinter uns und möchten einfach nur noch im Haus unserer Eltern ankommen. Fürs Abendessen halten wir schnell bei McDonald‘s. Ist so schön bequem, beim ‚Drive In‘ müssen wir das Auto nicht einmal verlassen. Zwanziger Chicken McNuggets, jeder, dazu für mich einen McChicken und für meinen Mann einen großen und zwei kleine Burger. Pommes dürfen natürlich bei einem Menü nicht fehlen.

Wenigstens haben wir bereits damals des Geschmacks wegen auf Softdrinks verzichtet und zum Wasser gegriffen. Natürlich meldete sich auch ab und zu das schlechte Gewissen. ‚Sollte ich diesen Schokoriegel wirklich noch essen, bevor es in einer Stunde ‚richtiges‘ Essen gibt?‘ Es war so schön bequem, die Speisekammer immer randvoll gefüllt mir Nahrungsmitteln für zwischendurch. Und mit Fertiggerichten.

Convenience Food.

Das Wort „convenient“ lässt sich ins Deutsche mit ‚praktisch‘ übersetzten. Ein sehr schöner Begriff, der den Inhalt und Zweck treffend widerspiegelt. Praktisch, weil das Essen zu jederzeit parat ist und wenig Zeit und Aufwand in der Zubereitung benötigt. Und dazu ist es noch lecker. Da haben wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Es passt also perfekt in unseren hektischen Lebensstil. Mehr Zeit ist auch wirklich nicht übrig nach einem anstrengenden Arbeitstag, man muss sich ja schließlich auch noch einige Minuten entspannen können.

Die Entspannung sah dann meist wie folgt aus – ich lag in meiner wenigen Freizeit vor dem Fernseher und habe mich von Trash-TV berieseln lassen während mein Mann irgendwelches belangloses Zeug am Rechner gedaddelt hat. Zu mehr hatte wir einfach nicht mehr die Energie.

Dachten wir.

Dann kam der Tag, an dem das Umdenken begann. Ich war rein zufällig in einem Buchladen unterwegs gewesen (was damals noch eine Seltenheit war). Auf einem Tisch lag ein Buch mit einem, wie für den deutschen Buchmarkt typisch, reißerischen Titel. ‚Wunder der Heilung‘ von Dr. med. Ulrich Strunz. Ich war schon weiter gegangen, dachte mir ‚schon wieder so ein Fühl-Dich-Besser-Buch‘, aber irgendetwas verleitete mich dazu, mich noch einmal umzudrehen und die Rückseite zu lesen. Diese weckte mein Interesse und nachdem ich mir das Inhaltsverzeichnis angeschaut hatte, wanderte das Buch in meinen Einkaufskorb. In den nächsten Tagen las ich in dem Buch und mir wurde buchstäblich von Tag zu Tag schlechter. Ich begann zu verstehen, was ich meinem Körper mit der Nahrung, die ich zu mir nahm, alles antat.

Sofern man hier überhaupt von Nahrung sprechen durfte. Sehr treffend fand ich einen Vergleich, der in dem Dokumentationsfilm „Hungry for Change“ bezüglich industrieller Fertigprodukte und Nahrungsmitteln gemacht wurde:

„It’s not Food – It´s Food-Like-Products“. (Es sind keine Nahrungsmittel, es sind nahrungsmittelähnliche Produkte.)

Das gelesene motivierte mich dazu, mein Essverhalten von einem Tag auf den anderen umzustellen. Ein großer Müllsack musste her und die Speisekammer wurde gnadenlos aufgeräumt. Zu meinem Schreck blieb nicht mehr viel übrig, was den Ansprüchen an ein gesundes und nahrhaftes Essen genügte. Ab sofort begannen wir, unser Essen selbst zu kochen. Jeden Tag. Was so nur halb richtig ist, da wir in der Regel für den nächsten Tag mit vorkochen. So sparen wir wenigstens etwas Zeit.

Zu Beginn dachte ich noch ‚oh Schreck, dann habe ich ja gar keine Freizeit mehr für mich, wenn das bisschen jetzt auch noch fürs Kochen draufgeht‘. Aber zu dem Zeitpunkt war mir die Liebe zu meinem Körper und meinem Leben bereits wichtiger als das Trash-TV. Und auch hier wurde ich eines Besseren belehrt. Durch das gesunde, nährstoffreiche, frische Essen hatte ich schon nach wenigen Tagen bereits viel mehr Energie. Arbeitsprozesse beschleunigten sich und auch im Familienalltag konnte ich die Dinge schneller erledigen. Und ich war danach nicht immer vollkommen platt, sondern hatte tatsächlich noch Zeit für mich, um einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, an der ich meinen Spaß hatte. Wie zum Beispiel Sport und Lesen.

Dies war eine Entwicklung, die ich zu Beginn nicht einmal eingeplant hatte, die mir aber durchaus auch logisch erscheint. Ich hätte quasi Bäume ausreißen können, so gut und gesund habe ich mich nach der Ernährungsumstellung gefühlt. Das ist auch der Grund, warum wir bis heute dabei geblieben sind. Klar, mit der Zeit haben sich bestimmte Prozesse beschleunigt und erleichtert und man geht an vieles gelassener ran, aber der Kern ist bis heute bestehen geblieben und wird sich wohl nach den vielen Jahren, die wir jetzt damit leben, auch nicht mehr ändern.

Auf die einzelnen Aspekte dieses Beitrags, wie zum Beispiel die Ernährungsumstellung genau aussah, welchen Effekt sie im Detail auf uns und unsere Gesundheit hatte, und wie unser System der Umsetzung aussieht, werde ich in gesonderten Blog-Einträgen zu einem späteren Zeitpunkt genauer eingehen.

Erst einmal würde ich mich sehr freuen, wenn dieser Beitrag doch den ein oder anderen wenigstens zum Nachdenken anregt.

Lila